Eines Tages trifft es jeden, der mit
einer Spiegelreflex fotografiert: häßliche schwarze Flecken auf den
Bildern - der Sensor ist verschmutzt. Nun, so etwas kommt in den
besten Familien vor und ist eigentlich kein Grund zum Grübeln. Der
Kamerahersteller, nicht dumm, warnt eindringlich vor der
Selbstreinigung und rät statt dessen zum Einschicken des guten
Teils. So eine kleine Sensorreinigung kann dann in dem Fall locker
mal mit 50-80 Euro zu Buche schlagen. Außerdem, wenn man das gute
Stück zum Hersteller schickt, ist man das Schätzchen noch für gute
ein, zwei Wochen los.
Der Sensor ist empfindlich. Daher.
Immer wieder wird davor gewarnt, selbst Hand anzulegen. Doch es kommt
nun einmal relativ häufig Schmutz und Staub in die Kamera, besonders
wenn man die Objektive ständig wechselt so wie ich es tue. Läßt
man seine Kamera dann ständig reinigen, kann der ganze Spaß sehr,
sehr teuer werden. Besonders ärgerlich ist es z.B. wenn schon wenige
Tage nach der Totalreinigung wieder Staubflecken den Sensor
verschmutzen. Was tun? Entweder beißt man in den sauren Apfel und
versorgt die Fotoindustrie mit seinem sauer verdienten Geld oder man
legt selbst Hand an, was eigentlich nicht besonders schwierig ist.
Was ist der Sensor?
Der „Sensor“, von dem immer die
Rede ist, ist eigentlich gar nicht zu reinigen. Was eigentlich
gereinigt wird ist die kleine Glasscheibe, die den Sensor schützt.
Da die mit einem speziellen Filter beschichtet. Will es jemand genau
wissen? Wirklich? Wenn nicht, überspringt ihr den Abschnitt einfach
und lest im nächsten Absatz weiter. Also gut, in aller Knappheit und
Oberflächlichkeit: der Filter, der den Sensor schützt ist ein
Antialiasing-Filter, der Fehler verhindert. Diese Fehler bestehen
z.B. in Farbmoirés (also farbigen Schlieren, ähnlich wie Öl im
Wasser) oder Pixelfehlern, die einfach durch die Bauart von Sensoren
entstehen (um ehrlich zu sein, wurde mir die Erklärung an der Stelle
ein wenig zu technisch, ich lasse mich da aber auch gerne belehren).
Diesen Antialiasing-Filter kann man sich wie einen Weichzeichner
vorstellen, der die Kanten glättet und Fehler sozusagen „verwischt“.
Aus diesem Grunde sind Digitalfotos immer leicht unscharf und werden
durch Software geschärft, was heutzutage häufig bereits in der
Kamera passiert. Hinzu kommt ein Infrarotfilter, der Licht aus dem
Infrarotwellenbereich blockiert. Zusätzlich kann es eine
Beschichtung geben, die Staubablagerungen erschwert.
So, jetzt dürfte auch klar sein, warum
man nicht mit der Wurzelbürste an das Glas gehen sollte, aber so
empfindlich, wie die Hersteller immer tun, ist die ganze
Angelegenheit auch wieder nicht. Man kann durchaus mit einem weichen
Pinsel saubergefegt werden. Es gibt für ein paar Euronen auch
Antistatikpinsel, mit denen sich Staubpartikel recht gut entfernen
lassen. Viele raten zu einem Blasebalg, den ich persönlich nicht
mag, da dieser lediglich den Staub durch die Gegend pustet und dieser
so nicht wirklich aus der Kamera entfernt wird.
Feststellen, ob der Sensor verschmutzt ist
Was auch immer man bevorzugt, es werden
jedenfalls werden härtere Methoden nötig, sollte sich immer noch
Staub auf dem „Sensor“ befinden. Wie aber stelle ich fest, wie verschmutzt mein Sensor ist? Wir machen einfach ein Kontrollfoto vor einer einfarbigen hellen Fläche mit der größten Blende, um zu sehen, ob Flecken auf dem Sensor sind oder nicht. Das kann eine weiße Wand sein, ein Stück Papier oder der Himmel, wenn nichts anderes zur Verfügung steht.
Vorbereitung zur Reinigung:
Was braucht man? Man sollte möglichst
fuselfreie Wattestäbchen bereit liegen haben, z.B. Q-Tips. Ansonsten
noch ein Fläschchen Alkohol aus der Apotheke, 70% Isopropanol.
(Kleiner Hinweis am Rande: Es gibt einen Hersteller, der eine
Reinigungsflüssigkeit speziell für Sensoren anbietet, Eclipse
genannt, der aus Methylalkohol besteht, der leider hochgiftig
ist. Dann war mir Isopropanol doch lieber. Zeigt aber, daß Alkohol
nicht zu verkehrt ist. Wußte ich ja schon immer...*räusper*)
Der Reinigungsvorgang:
Man lege alles auf einer sauberen, gut
beleuchteten Fläche bereit. Die Kamera besitzt im Menü einen
Unterpunkt zur manuellen Reinigung, wo das ist, ist bei jeder Kamera
unterschiedlich. Der Akku sollte vor der Reinigung voll geladen sein,
denn klappt das Spiegelchen durch eine unterbrochene
Energieversorgung herunter, ist die Kamera hin!
Zuerst entfernen wir Staub und Flusen
mittels des Blasebalgs oder des Pinsels. Bitte keinesfalls in die
Kamera pusten, denn die mikrofeinen Spuckepartikel können Flecken
auf dem Sensor hinterlassen.
Als nächstes tränken wir das Köpfchen
von einem Wattestäbchen mit dem Alkohol, so daß es richtig
durchweicht ist. Anschließend fährt man mit dem Wattestäbchen in
langsamen, schlangenförmigen Bewegungen über den Senor. Wie beim
Fensterputzen. Nicht absetzen. Mit dem trockenen Wattestäbchen den
Vorgang wiederholen um den Sensor zu trocknen. Wir wollen, daß so
wenig wie möglich Flüssigkeit auf dem Glas trocknet, damit keine
Tropfen zu sehen sind. Danach testen, ob der Schmutz wirklich weg
ist, ggf. den Vorgang wiederholen. Als Tipp habe ich gelesen, daß
man, um den Sensor zu schonen, jetzt keinen Alkohol sondern ein klein
wenig destilliertes Wasser nehmen sollte. Den Spiegelraum noch mit
einem fuselfreien Tuch (am besten Brillenputztuch) auswischen und
fertig sind wir.
Die Objektivreinigung
geht
genau so, nur daß man statt des Wattestäbchens ein Brillenputztuch
verwenden kann. Ein Wattestäbchen macht an der Stelle nicht viel
Sinn. Nicht anhauchen oder drauftatschen, denn die Linsen sind
ebenfalls mit einem Filter beschichtet, der relativ empfindlich auf
die Säure in der Haut reagiert und anfällig für Kratzer ist.
Noch eine kleine Warnung
Es muß
nicht immer der Sensor sein, der verschmutzt, es kann auch die
Mattscheibe sein. Da bitte KEINESFALLS mit dem Alkohol drangehen. Sie
ist aus Kunststoff, so daß sie durch den Alkohol beschädigt wird.
Kratzer sieht man und die kommen sehr schnell drauf. Bei den meisten
Kameras ist sie außerdem ein Austauschteil, das man notfalls
ausbauen kann, aber bei den Kosten würde ich es bei ein paar Flecken
einfach so lassen wie es ist oder mich im Netz noch weiter schlau
machen. Woher ich das weiß? Nun, ich habe mich zu spät darüber
schlau gemacht und die Mattscheibe ist hinüber...
Die Nachteile
Die Nachteile sollte ich
auch nicht verschweigen, denke ich. Isopropanol hat das Problem, daß
er mit der Zeit Wasser zieht, was Schlieren auf dem Glas verursachen
kann. Man sollte also für jede Sensorreinigung frischen Alkohol
besorgen. Q-Tips sind ebenfalls nicht ideal, aber Brillenputztücher
fand ich zu unhandlich. Alkohol kann unter Umständen auch die
Antistatikfunktion des Sensors beeinträchtigen sowie bei häufiger
Anwendung zu Schleiern führen.
Im Netz habe ich noch ein paar
haarsträubend rustikale Methoden zur Reinigung gefunden, so z.B. den
Tipp, mit dem Staubsauger den Staub aus der Kamera zu saugen oder mit
Tesafilm den Senor zu reinigen. Ausgerechnet auch noch in der
Fotocommunity als Info. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber das
würde ich keinesfalls ausprobieren. Mit der Staubsaugermethode haben
sich schon mehrere Leute die Kamera geschrottet und was Klebereste
auf dem Sensor angeht: ich glaube, ich entferne lieber ein paar
Schlieren als Klebstoff, oder? Für die nächste Reinigung habe ich
mir „Sensor-Film“ besorgt und werde berichten. Hoffentlich erst
in ein paar Monaten oder so.
Hinweis:
ich übernehme keinerlei Garantie für eventuelle
Schäden, die auftreten könnten. Die beschriebene Methode habe ich
an meiner Kamera angewendet, sie hat gut geklappt, Kratzer sind keine
aufgetreten und so weiter und so fort, aber ich würde keinesfalls an
eine 6.000-Euro-Kamera drangehen oder an eine, die noch Garantie hat
– sollte da was passieren, ist die Garantie futsch. Geht man
vorsichtig vor, kann eigentlich nicht viel passieren, aber – nun
ja, ihr wißt schon, Murphy lauert überall. Es ist hier nur ein
Tipp, wie man es machen kann, nicht aber, daß man es so machen muß,
es gibt durchaus andere Reinigungsmöglichkeiten, die ich, da meine
Kamera jetzt sauber ist, zur Zeit nicht ausprobieren kann.
Logischerweise. Es gibt wahrscheinlich auch den ein oder anderen, der
laut schreit und mir widerspricht. Gut so: ich lasse mich gerne noch
weiter über Vor- und Nachteile belehren.
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