Dienstag, 5. Juli 2011

RAW oder JPEG? Was ist der große Unterschied?

RAW oder JPEG? Diese Frage geistert ständig durch diverse Foto -Communities und -Foren. Häufig wird die Nase gerümpft über die „Anfänger“, die stur darauf bestehen, gegen den Rat der „besseren“ und erfahreneren Fotografen, weiterhin im JPEG-Format zu fotografieren. Dabei tun sie dies einmal, weil ihre Kamera vielleicht keine RAW-Formate schreiben kann. Ein zweiter, guter, Grund ist, daß JPEGs einfach die kleineren Dateiformate sind.

Während die RAW-Formate auf Größen anschwellen können, die im zweistelligen MB-Bereich zu finden sind, bleibt die Größenordnung von JPEGs noch übersichtlich. Bei meiner Kamera beispielsweise kann ein großes RAW-Formatmal locker über die 20 MB übersteigen, während das größte JPEG mit dem gleichen Kameraauschnitt und -einstellungen etwa 3 - 4 MB erreicht. Man spart also wesentlich mehr Speicherplatz. Die Speicherkarte wird nicht so voll, die Festplatte wird ebenfalls viel langsamer gefüllt und die Rechenzeiten bei der Bildbearbeitung sind kürzer.

Während die RAW-Formate auf Größen anschwellen können, die im zweistelligen MB-Bereich zu finden sind, bleibt die Größenordnung von JPEGs noch übersichtlich. Bei meiner Kamera beispielsweise kann ein großes RAW-Format problemlos die 20 MB übersteigen, während das größte JPEG mit dem gleichen Kameraauschnitt und -einstellungen etwa 3 - 4 MB erreicht. Man spart also wesentlich mehr Speicherplatz. Die Speicherkarte wird nicht so voll, die Festplatte wird ebenfalls viel langsamer gefüllt und die Rechenzeiten bei der Bildbearbeitung sind kürzer.

Warum also bestehen so viele Fotografen darauf, in RAW-Formaten zu fotografieren? Ist es die Arroganz des Profis, der sich vom Amateur abgrenzen will? Wohl kaum! Der Grund ist viel einfacher: RAWs bieten mehr Dateiinformationen. Es geht nicht so viel verloren wie bei dem JPEG-Format. JPEGs sind nämlich schon von vornherein komprimierte Formate, d.h.,  daß Informationen in JPEGs verlorengehen. Das ist zunächst einmal nicht weiter schlimm. Wenn man Bilder in der Regel nur ganz wenig bearbeitet oder ganz unbearbeitet läßt, sollte man sich die Komprimierung zunutze machen.

Es gibt viele Gründe, warum man Bilder bearbeiten muß oder will und nicht immer ist es, weil man irgendetwas falsch gemacht hat. Es gibt Puristen, die predigen, daß man beim Fotografieren möglichst so fotografieren sollte, daß später keine Nachbearbeitung mehr nötig sein soll - aber ich frage mich, wieso man die großartige Möglichkeit der Nachbearbeitung verschenken soll? Es ist ein Werkzeug zum Bildermachen, genau wie die Kamera selbst. Wenn Bilder, die vor dem inneren Auge erscheinen, nicht direkt mit der Kamera gemacht werden können - sei es, weil die Fähigkeiten fehlen oder sei es, weil es absolut unmöglich ist - dann frage ich mich, wieso man sich die möglichkeit der Bildbearbeitung nicht offenlasssen soll? Aber das ist eine mehr eine philosophische denn eine technische Frage um die es jetzt auch nicht gehen soll.

Zurück zu der Frage: RAW oder JPEG? Wie sich die Bildbearbeitung auswirkt zeige ich hier an einem Beispiel. 
 Ich gebe zu, es ist kein besonders gutes Bild. Ich wollte ursprünglich das dramatische Wolkenspiel des Himmels zeigen und habe es daher unterbelichtet - leider ein wenig zu viel. Die Details der Wolken wären aber bei korrekter Belichtung verlorengegangen. In diesem Fall muß ich nachbearbeiten (Wohlgemerkt, das ist nur ein Beispiel, ich würde, wenn ich jetzt ernsthaft an die Bearbeitung gehen würde, noch einiges mehr machen, um es halbwegs brauchbar zu machen). Ich will hier erst einmal den Himmel aufhellen, der mir trotz der gewünschten Dramatik zu dunkel geraten ist. Ich reguliere die Belichtung um +1. Hätte ich das Bild im JPEG-Format geschossen, würde das dabei herauskommen:
 Mit einer Belichtung von +1 sieht es einigermaßen annehmbar aus, nicht wahr?

Aber das täuscht. Wir haben in dem Bild Stellen, die durch die Bearbeitung komplett „ausgebrannt“ sind - sie leuchten weiß und die Details an den Stellen sind verloren. Das fällt besonders auf, wenn wir uns die bearbeitete RAW-Version anschauen:
Wir sehen hier direkt, daß die Details aus dem RAW-Bild rechts noch vorhanden sind und man mit dem Bild durchaus noch etwas anfangen kann. Im direkten Vergleich nebeneinander sieht man es noch besser:

Links das JPEG-Bild mit den ausgebrannten Stellen am Himmel, rechts gibt es keine Probleme.

Noch schlimmer wird es, wenn wir richtig am Regler drehen und die Belichtung um +3 anheben. Das würde so natürlich keiner machen, aber zu Demonstrationszwecken machen wir das jetzt einfach mal:

Das JPEG links ist überhaupt nicht mehr zu retten. Wenn wir das so abgespeichert hätten, wäre das Bild völlig ruiniert gewesen. Wir sehen stark ausgebrannte Stellen am Himmel, häßliche, türkisblaue Farbcluster in den Wolken und der untere Bereich ist immer noch nicht so weit aufgehellt, daß wir etwas damit anfangen könnten. Im Gegensatz dazu das RAW-Bild rechts, wo die Details immer noch gut zu erkennen sind.

Schauen wir uns das Histogramm an, dann verwundert es nicht mehr, daß das JPEG zerstört ist.
 Links das Histogramm des unbearbeiteten JPEG, rechts das Histogramm bei einer Belichtungskorrektur um +1. Die leeren Stellen zeigen die fehlenden Informationen. Die Sprünge zwischen den Farbnuancen werden größer und Farbabstufungen werden dadurch grober. Gleiches gilt für die Tonwerte, die Verteilung von Helligkeiten im Bild. Je mehr man bearbeitet, desto mehr Lücken gibt es, desto mehr Informationen, die auch nicht mehr wiedererlangt werden können, es sei denn, man hat daran gedacht, die Originaldatei unter einem anderen Namen zu speichern, fehlen ganz.

Und damit kommen wir zu einem zweiten Vorteil des RAW-Formats: Egal, was wir daran machen, das Bild selber wird nicht angetastet. Das digitale Negativ selbst bleibt unberührt, die Informationen zur Bildbearbeitung werden in einem zweiten Ordner, dem XMP-File, gespeichert. Dadurch kann man recht unbekümmert an den Reglern herumspielen und herumprobieren, speichern und später wieder alles vollständig, ohne jeglichen Dateiverlust rückgängig machen, wenn es einem nicht gefällt.

Ich will jetzt keinen überreden, nur noch im RAW-Format zu fotografieren, sondern wollte hier nur zeigen, daß es ziemlich gute Gründe dafür gibt, warum Fotografen so hartnäckig auf ihr Dateiformat bestehen. Wie gesagt: ist die Bildbearbeitung kein Thema, dann hat sich auch die RAW-JPEG-Frage erledigt. Will man aber an seinen Bildern herummanipulieren, so wäre es eine gute Überlegung, in Zukunft nicht vielleicht doch den Speicherplatz lieber für qualitativ hochwertige Dateien zu reservieren - natürlich nur, wenn das möglich ist, denn die Kompaktkameras schreiben dieses Format ja gar nicht.

Um das nicht völlig zu übergehen: Das RAW-Format ist auch nicht frei von Macken, denn abgesehen von den Dateigrößen gibt es etwas, das äußerst ärgerlich ist: das Format ist nicht einheitlich geregelt. Jeder Kamerahersteller benutzt sein eigenes RAW-Format, das unter Umständen von der Bildbearbeitungssoftware nicht akzeptiert wird. Alte Dateien können durch die fehlende Kompabilität unbrauchbar werden - ich habe selbst die Erfahrung gemacht, daß die Beta-Version von Lightroom 3 mit den Daten meiner alten Kamera Schwierigkeiten hatte. Das Bearbeiten dieser Daten dauerte sogar länger als das Bearbeiten der Riesendateien der anderen Kamera.

Eine Lösung dafür gibt es aber auch, denn man kann die Daten auch in sogenannte DNG-Daten umwandeln, in sogenannte „Digitale Negative“. Die sind, da Open Spurce, einheitlich geregelt und können meist problemlos gelesen werden. Außerdem haben diese den Vorteil, kleiner als RAW-Files zu sein und das ganz ohne Dateiverlust.

4 Kommentare:

IO hat gesagt…

Später, aber ...

ich wollte noch schnell Danke sagen für den Beitrag, denn ich müsste ja schon längst meine Bilder in RAW usw. Vielleicht schaffe ich es jetzt ja mal, nach diesem Schubs von Dir ;-)

IO hat gesagt…

... das soll SPÄT heissen ...

Gini hat gesagt…

Ein super toller Artikel, besten Dank dafür.
Ich fotografiere jetzt schon eine Weile im RAW-Format und bin auch total begeistert davon. Was ich allerdings nicht wusste, ist dass im JPG bei der Bearbeitung so viele Bildinformationen verloren gehen. So ein direkter Vergleich ist da sehr augenöffnend.

Susi Sonnenschein hat gesagt…

:-)
Danke
Ich war, ehrlich gesagt, auch überrascht. Ich wollte es mal ausprobieren, weil ich überall von dieser Abneigung gegen JPEGs gelesen habe, aber immer nur sehr schwammig erklärt wurde, warum eigentlich. Jetzt weiß ich es auch.

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