Montag, 19. April 2010

The Sweetness at the Bottom of the Pie

Wie irgendwann bereits angekündigt, kommt auch endlich mal was anderes, nämlich eine Buchbesprechung. Ich habe für das Buch ein wenig länger gebraucht. "The Sweetness at the Bottom of the Pie" hat mich aufgrund des Titels gereizt; ich mag schräge Bücher einfach. Zu deutsch heißt es ganz trocken "Mord im Gurkenbeet", was mich nicht zum Kauf animiert hätte, geschweige denn zum Lesen.

Hier würde sich jetzt das Bild befinden, ich bin aber nicht sicher, ob das erlaubt ist, daher ist es nicht hier. 

Nun, was mich an dem Buch gereizt hat, war als allererstes, wie schon gesagt, der Titel, der charmant klingt. Die Beschreibung auf der Rückseite des Buches war noch charmanter: eine Zehnjährige mit Namen Flavia, die versucht, einen Mord aufzuklären. Kinder, die ein Verbrechen aufklären wollen, gibt es zwar in der Literatur zuhauf, aber meist handelt es sich dabei nicht um Morde und schon gar nicht um Bücher für Erwachsene. Ich konnte nicht widerstehen, also ist das Buch in meine Einkaufstasche gelandet.

Zu Hause angekommen, habe ich mich in mein Buch zurückgezogen, in die Abenteuer der Flavia de Luce, die im England der Mitte des letzten Jahrhunderts mit ihren drei Schwestern, dem verwitweten Vater und zwei treuen Hausangestellten auf einem verfallenden Adelsanwesen lebt. Enttäuschenderweise ist sie trotz ihres Namens keine Italierin, aber das ist nicht so wichtig. Flavia wird auf der ersten Seite von ihren Schwestern gefesselt und geknebelt in einen Schrank eingesperrt. Sie befreit sich und sinnt auf Rache. Dabei erfahren wir, daß ihr Verhältnis zu den älteren Schwestern Ophelia und Daphne ein wenig angespannt ist, wie es sich eben so gehört. Der Vater, ein Briefmarkensammler, lebt zurückgezogen in seiner Welt der bedruckten Papierchen; seine Kinder bekommen ihn kaum zu Gesicht. Eines Nachts steht Flavia auf und geistert durch das Anwesen. Sie hört im Zimmer ihres Vaters einen Streit. Sie geht ins Bett. Früh morgens hört sie ein Geräusch, sie wird neugierig, sie geht raus, findet einen geheimnisvollen rothaarigen Mann, der gleiche, der den Streit mit Colonel de Luce hatte, der im Gurkenbeet stirbt und mit seinem letzten Atemzug "Vale" - Lebewohl - seufzt. Damit fängt die ganze Geschichte an.

Flavia setzt es sich in den Kopf, den Mord aufzuklären. Mit ihrem Fahrrad Gladys fährt sie von Hinweis zu Hinweis; sie durchwühlt alte Zeitungen, rührt in der Vergangenheit, denn der rothaarige Fremde ist kein wirklicher Fremder, sondern besitzt eine dunkle Vergangenheit, die mit der des Vaters von Flavia verknüpft ist. Erst als sie Licht in die Ereignisse bringt, die 20, 30 Jahre zuvor passiert sind, erklärt sich der Mord im Gurkenbeet.

So weit, so gut. Es klingt alles ganz fürchterlich charmant-verschroben. Alan Bradley überzeugt in der Darstellung des englischen Landlebens der fünfziger Jahre. Das Buch wirkt altmodisch-liebenswert, ein wenig trocken und umständlich, ein wenig gestelzt, ganz im Kontrast zu der nachlässigen Sprache des heutigen Kriminalromans von heute. Man glaubt fast, Bradley sei in eben diesem Milieu zu Hause.

Leider hat das Buch aber auch deutliche Schwächen, die mich fast haben aufgeben lassen. Tatsächlich habe ich zwei andere Bücher dazwischengeschoben, dann sind mir die beschrifteten Papiere ausgegangen, was mich wieder zu Flavia hat hinwenden lassen.

Das größte Manko des Buches ist, daß man die Charaktere nicht glaubt. Ganz egal, wie fiktional eine Geschichte ist, sie muß überzeugend gelogen sein - und das ist hier nicht der Fall. Eine zehnjährige, die alles über Gifte weiß? Die die Titelmelodie des Films "Der Dritte Mann" kennt, obwohl noch nicht mal ein Fernseher / Kino zur Verfügung steht? Die redet und auftritt wie ein siebzigjähriger - denn das ist Alan Bradley. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, daß die Geschichte nicht aus der Sicht der zehnjährigen geschrieben wird, was Bradley durch die erste Person, in der das Buch geschrieben ist, impliziert, sondern daß es eine sehr alte Person ist, die das erzählt. Die restlichen Charaktere sind recht flach und stereotyp, speziell die Haushälterin und der Vater. Es tauchen hin und wieder Personen auf, die man auch recht schnell vergißt, von denen man vermutet, daß sie noch wichtig sein würden, die aber wieder sang- und klanglos verschwinden. Die ganze Geschichte samt Showdown mit Mörder ist durchschaubar. Ich bin nicht der Rätselrater und normalerweise kenne ich den Mörder vor Ende nicht, aber hier war nach der Hälfte schon klar, wer es ist. Außerdem ist der Showdown nicht so ganz schlüssig.

Wie auch immer. Nach dem ersten Ärger um die unglaubwürdigen Charaktere und die etwas flache Handlung habe ich das Buch aber doch als nette Unterhaltung genossen.

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