Montag, 1. März 2010

Fotografieren und ich

Also, GEM hat in dem Kommentar zu diesem Post gefragt, wie man solche Bilder hinbekommt. Gute Frage, ein bißchen habe ich sie eben beantwortet. Ich diese Frage aber jetzt auch mal als Anlaß, um zu schreiben, warum ich überhaupt fotografiere und was ich mir unter meinem Fotodingsda überhaupt vorstelle, was eine sehr subjektive Sache ist. Angefangen habe ich ja nicht erst seit letztem Jahr, seit dem Farbenprojekt, allerdings war das der Anlaß, auch mal was anderes als das Kind zu knipsen und sozusagen der Startschuß fürs neue Hobby...




Ich sehe mich jedoch immer noch als blutigen Anfänger. Fotos, die ich mache, werden oft nicht so, wie ich es will. Oft zu dunkel, manchmal zu hell und noch öfter sind da plötzlich Dinge im Bild, die vorher ganz bestimmt nicht drin waren und jetzt stören. Oft wird es auch einfach nur blöd. Ich denke immer noch zu wenig und schieße oft einfach los. Meist mit einer total manuellen Einstellung. Einmal deswegen, weil die alte Kamera bei automatischen Einstellungen viel zu oft den Blitz ausgefahren hat und die ganze Kamera deswegen hängen geblieben ist - irgendwas ist da wohl kaputt, aber da es nur der Blitz ist, den ich ohnehin eher ungern benutze, macht das nichts.

Zum anderen benutze ich die manuelle Einstellung, um die Kamera besser kennenzulernen. Daher geht oft sehr viel daneben, da die Belichtungsmessung nicht hingehauen hat, weil ich mal wieder an der falschen Stelle gemessen habe oder so. Aber macht nichts, dadurch lernt man. Denn in meinen Augen ist es mit der Kamera so, wie mit jedem anderen Werkzeug auch: je besser man weiß, was das Gerät bei diesem oder jenem Knopfdruck macht, desto weniger muß man über diese Sachen nachdenken. Man lernt sein Gerät kennen.

Zum dritten erlaubt die manuelle Einstellung die mehr Kontrolle über das Bild. Nicht die Kamera macht es, sondern die Person, die dahinter steckt und die kann - im Gegensatz zur Kamera - Situationen beurteilen. Und fühlen. Meiner Meinung nach ein ganz wichtiger Faktor. Denn unter Umständen kann es sein, daß die "richtige" Einstellung nicht die beste ist. Ich habe des öfteren Fotos über- oder unterbelichtet, um Stimmungen hervorzuheben. Ich benutze auch zu gerne eine offene Blende - obwohl die Faustregel eigentlich ist: so hoch wie möglich und so kurz (Belichtungszeit) wie möglich um optimale Schärfe hinzubekommen.

(Damit habe ich aber immer noch nicht GEMs Frage beantwortet, oder? Das wird nichts mehr in diesem Post, fürchte ich.) Nun, Vieles ist ganz einfach Erfahrungssache. Man knipst und knipst und knipst und irgendwann stellt man fest, daß die Bilder (hoffentlich) langsam besser werden. Einfach, weil man Zeit und Energie hineininvestiert, weil es ein Hobby ist, das man gerne macht, mit Leidenschaft betreibt. Man lernt zu sehen - das habe ich eben auch schon geschrieben. Das ist individuell und bei jedem anders. 

Ich habe früher viel, viel gemalt. Seit dem Studium, seit den zwei erfolglosen (und halbherzigen) Akademieversuchen ist das mehr und mehr in den Hintergrund getreten und die Pinsel sind seit des Knilches Geburt eingetrocknet - mit dem lebhaften Energiebündel im Haus will ich einfach nicht mit Ölfarben herumsauen. Vielleicht, wenn er älter ist oder so. Dafür ist die Fotografie inzwischen in den kreativen Leerraum eingetreten. Es ist unkomplizierter als Malerei, aber sicher nicht weniger zeitaufwendig. Nur anders. Es gibt sicher viele, die in kürzerer Zeit hinreißende Fotos hinbekommen, aber für mich ist das kein Wettbewerb. Bei mir dauert es so lange, wie es dauert. Ist doch eigentlich egal, ob die Bilder gut sind oder nicht, auch wenn es schön ist, es ist egal, ob sie jemand anderem gefallen oder nicht, auch wenn es schön ist. Es muß Spaß machen. Denn wo bleibt denn sonst der Sinn der Sache?

Ich taste mich immer noch vor. Was will ich überhaupt machen? Was finde ich interessant? Was mache ich gerne? Ich taste mich auch immer noch vor zu einer eigenen Bildsprache, das dauert lange, bis man die gefunden hat. Obwohl es bei anderen schneller geht. Bei mir dauert es halt, bei meinen Bildern tritt noch kein Wiedererkennungsfaktor ein. Ich experimentiere gerne, auch mit Bildbearbeitung, obwohl das, da es sich häufig um irgendwelche Bildeffekte handelt, die ich, weil sie mir gerade gefallen, einbaue, schnell langweilig wird (ohhhh, was für ein schräger Satz). Bildeffekte sind häufig nichts anderes als eben das: Effekte. Manchmal unterstreichen sie das Bild, manchmal nicht und nach einiger Zeit lasse ich es und überlege mir was neues. Aber auch dadurch lernt man. Ich habe so zum Beispiel erfahren, daß mir Schwarzweißfotografie sehr gefällt und daher sind meine Bilder im Moment oft Schwarzweiß.

Da ich aber nicht einfach nur die Wirklichkeit abbilden will (das ist etwas, worüber man sich streiten kann, nicht wahr? Geht das? Die Wirklichkeit abbilden? Eher nicht)...also, nicht einfach die Wirklichkeit einfangen will, sondern Fotografie in erster Linie als künstlerisches Medium sehe, gehört für mich die Bildbearbeitung zu den legitimen Mitteln. Ein verführerisches Mittel, denn zu leicht läßt man sich davon zum Schlampen und Schludern beim Bildermachen verleiten. Gilt auch für mich, obwohl ich mich bemühe, meine Bilder so zu machen, daß man sie nicht bearbeiten muß. Klappt manchmal sogar. Nicht immer. Ich bearbeite daher. Manchmal fühle ich mich nicht gut dabei, es fühlt sich ein bißchen wie Betrug an, allerdings ist Bildmanipulation ja nichts Neues, das ging früher eben über die Dunkelkammer. Das war für mich - neben den enormen Kosten - auch ein Grund, Analogfotografie nicht als Hobby zu betreiben: um vollständige Bildkontrolle zu erhalten, muß man in die Dunkelkammer. Alles andere ist Murks, wenn man das ernsthaft machen will. Kostet. Eine Menge. Daher ging es nicht, als armer Student und so. Also ist es doch ein bißchen legitim, oder?

6 Kommentare:

IO hat gesagt…

Oh, Danke. also für die eigene Bildsprache. Das war mir gar nicht klar ...

Und ein sehr schöner Text ist das, wirklich.

(Kannst Du mir noch verraten wie man das mit dem "klick für mehr" macht?)

[Ines] hat gesagt…

Also ich mag Deine Bilder, obwohl sie mir oft zu düster und gruselig sind. Trotzdem sind sie wunderbarst. Da darf dann auch per Rechner nachgeholfen werden. Wozu gibt es denn tolle Software? Man muss es nur richtig einsetzen.

Ich habe früher (haha) auch noch in der Dunkelkammer gelernt, das hat wirklich Spaß gemacht. Meine Freundin hat im Studium sogar Farbfotos in der Dunkelkammer entwickelt. Dort gibt es dann wohl nicht mal Rotlicht. Gar nichts, nur Dunkelheit. Da muss man schon wissen was man will :-).

@IO da gibt es doch bei Blogger jetzt auch die Funktion im neuen Editor zwecks weiterlesen ;-)

IO hat gesagt…

@ines: Wo?! Diese Absatz-Funktion im "Verfassen"-Modus?!
(Ich schreib eh nie so viel, dass ich es bräuchte, aber man weiß ja nie)

Susi Sonnenschein hat gesagt…

@IO: Das mit dem Klick für mehr ist ganz simpel: da ich nicht ganz so ein ellenlanges Posting haben wollte, habe ich einen Absatzdings eingefügt und einen Backlink zum gleichen Posting, da das "weiterlesen" nciht automatisch eingefügt wird.

@Ines: danke :-) Das war mir nicht bewußt, daß meine Bilder düster wirken? Huch! Sollte eigentlich nicht so sein, aber vermutlich ist meine Grundstimmung auch eher melancholisch. Zudem waren ja die letzten paar Wochen sehr durch Winter geprägt. Dunkelkammer macht wirklich sehr viel Spaß, aber es war halt damals sowohl eine Kosten- als auch eine Zeitfrage.

IO hat gesagt…

ah, okay. Ich finde Deine Bilder übrigens nicht düster, sondern unglaublich melancholisch, besonders die Sommer-Bilder haben so etwas vom "letzten Sommer-Tag". Ich finde sie wunderschön - und so ganz anderes als meine.

Susi Sonnenschein hat gesagt…

Davon werde ich auch definitiv noch mehr machen, sobald sich die Sonne hier mal wieder blicken läßt! Entweder komme ich nicht an den Strand oder es regnet. Pah! Mit Ben und Kamera zusammen an den Strand geht inzwischen sowieso nicht mehr, ben stürzt sich todesmutig in die Wellen, das ist mir zu riskant.

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