Mittwoch, 14. September 2011

Meine Kamera, ihr Sensor und ich



Eines Tages trifft es jeden, der mit einer Spiegelreflex fotografiert: häßliche schwarze Flecken auf den Bildern - der Sensor ist verschmutzt. Nun, so etwas kommt in den besten Familien vor und ist eigentlich kein Grund zum Grübeln. Der Kamerahersteller, nicht dumm, warnt eindringlich vor der Selbstreinigung und rät statt dessen zum Einschicken des guten Teils. So eine kleine Sensorreinigung kann dann in dem Fall locker mal mit 50-80 Euro zu Buche schlagen. Außerdem, wenn man das gute Stück zum Hersteller schickt, ist man das Schätzchen noch für gute ein, zwei Wochen los.

Der Sensor ist empfindlich. Daher. Immer wieder wird davor gewarnt, selbst Hand anzulegen. Doch es kommt nun einmal relativ häufig Schmutz und Staub in die Kamera, besonders wenn man die Objektive ständig wechselt so wie ich es tue. Läßt man seine Kamera dann ständig reinigen, kann der ganze Spaß sehr, sehr teuer werden. Besonders ärgerlich ist es z.B. wenn schon wenige Tage nach der Totalreinigung wieder Staubflecken den Sensor verschmutzen. Was tun? Entweder beißt man in den sauren Apfel und versorgt die Fotoindustrie mit seinem sauer verdienten Geld oder man legt selbst Hand an, was eigentlich nicht besonders schwierig ist.

Was ist der Sensor?
Der „Sensor“, von dem immer die Rede ist, ist eigentlich gar nicht zu reinigen. Was eigentlich gereinigt wird ist die kleine Glasscheibe, die den Sensor schützt. Da die mit einem speziellen Filter beschichtet. Will es jemand genau wissen? Wirklich? Wenn nicht, überspringt ihr den Abschnitt einfach und lest im nächsten Absatz weiter. Also gut, in aller Knappheit und Oberflächlichkeit: der Filter, der den Sensor schützt ist ein Antialiasing-Filter, der Fehler verhindert. Diese Fehler bestehen z.B. in Farbmoirés (also farbigen Schlieren, ähnlich wie Öl im Wasser) oder Pixelfehlern, die einfach durch die Bauart von Sensoren entstehen (um ehrlich zu sein, wurde mir die Erklärung an der Stelle ein wenig zu technisch, ich lasse mich da aber auch gerne belehren). Diesen Antialiasing-Filter kann man sich wie einen Weichzeichner vorstellen, der die Kanten glättet und Fehler sozusagen „verwischt“. Aus diesem Grunde sind Digitalfotos immer leicht unscharf und werden durch Software geschärft, was heutzutage häufig bereits in der Kamera passiert. Hinzu kommt ein Infrarotfilter, der Licht aus dem Infrarotwellenbereich blockiert. Zusätzlich kann es eine Beschichtung geben, die Staubablagerungen erschwert.

So, jetzt dürfte auch klar sein, warum man nicht mit der Wurzelbürste an das Glas gehen sollte, aber so empfindlich, wie die Hersteller immer tun, ist die ganze Angelegenheit auch wieder nicht. Man kann durchaus mit einem weichen Pinsel saubergefegt werden. Es gibt für ein paar Euronen auch Antistatikpinsel, mit denen sich Staubpartikel recht gut entfernen lassen. Viele raten zu einem Blasebalg, den ich persönlich nicht mag, da dieser lediglich den Staub durch die Gegend pustet und dieser so nicht wirklich aus der Kamera entfernt wird.

Feststellen, ob der Sensor verschmutzt ist
Was auch immer man bevorzugt, es werden jedenfalls werden härtere Methoden nötig, sollte sich immer noch Staub auf dem „Sensor“ befinden. Wie aber stelle ich fest, wie verschmutzt mein Sensor ist? Wir machen einfach ein Kontrollfoto vor einer einfarbigen hellen Fläche mit der größten Blende, um zu sehen, ob Flecken auf dem Sensor sind oder nicht. Das kann eine weiße Wand sein, ein Stück Papier oder der Himmel, wenn nichts anderes zur Verfügung steht.

Vorbereitung zur Reinigung:
Was braucht man? Man sollte möglichst fuselfreie Wattestäbchen bereit liegen haben, z.B. Q-Tips. Ansonsten noch ein Fläschchen Alkohol aus der Apotheke, 70% Isopropanol. (Kleiner Hinweis am Rande: Es gibt einen Hersteller, der eine Reinigungsflüssigkeit speziell für Sensoren anbietet, Eclipse genannt, der aus Methylalkohol besteht, der leider hochgiftig ist. Dann war mir Isopropanol doch lieber. Zeigt aber, daß Alkohol nicht zu verkehrt ist. Wußte ich ja schon immer...*räusper*)

Der Reinigungsvorgang:
Man lege alles auf einer sauberen, gut beleuchteten Fläche bereit. Die Kamera besitzt im Menü einen Unterpunkt zur manuellen Reinigung, wo das ist, ist bei jeder Kamera unterschiedlich. Der Akku sollte vor der Reinigung voll geladen sein, denn klappt das Spiegelchen durch eine unterbrochene Energieversorgung herunter, ist die Kamera hin!

Zuerst entfernen wir Staub und Flusen mittels des Blasebalgs oder des Pinsels. Bitte keinesfalls in die Kamera pusten, denn die mikrofeinen Spuckepartikel können Flecken auf dem Sensor hinterlassen.

Als nächstes tränken wir das Köpfchen von einem Wattestäbchen mit dem Alkohol, so daß es richtig durchweicht ist. Anschließend fährt man mit dem Wattestäbchen in langsamen, schlangenförmigen Bewegungen über den Senor. Wie beim Fensterputzen. Nicht absetzen. Mit dem trockenen Wattestäbchen den Vorgang wiederholen um den Sensor zu trocknen. Wir wollen, daß so wenig wie möglich Flüssigkeit auf dem Glas trocknet, damit keine Tropfen zu sehen sind. Danach testen, ob der Schmutz wirklich weg ist, ggf. den Vorgang wiederholen. Als Tipp habe ich gelesen, daß man, um den Sensor zu schonen, jetzt keinen Alkohol sondern ein klein wenig destilliertes Wasser nehmen sollte. Den Spiegelraum noch mit einem fuselfreien Tuch (am besten Brillenputztuch) auswischen und fertig sind wir.

Die Objektivreinigung
geht genau so, nur daß man statt des Wattestäbchens ein Brillenputztuch verwenden kann. Ein Wattestäbchen macht an der Stelle nicht viel Sinn. Nicht anhauchen oder drauftatschen, denn die Linsen sind ebenfalls mit einem Filter beschichtet, der relativ empfindlich auf die Säure in der Haut reagiert und anfällig für Kratzer ist.

Noch eine kleine Warnung
Es muß nicht immer der Sensor sein, der verschmutzt, es kann auch die Mattscheibe sein. Da bitte KEINESFALLS mit dem Alkohol drangehen. Sie ist aus Kunststoff, so daß sie durch den Alkohol beschädigt wird. Kratzer sieht man und die kommen sehr schnell drauf. Bei den meisten Kameras ist sie außerdem ein Austauschteil, das man notfalls ausbauen kann, aber bei den Kosten würde ich es bei ein paar Flecken einfach so lassen wie es ist oder mich im Netz noch weiter schlau machen. Woher ich das weiß? Nun, ich habe mich zu spät darüber schlau gemacht und die Mattscheibe ist hinüber...

Die Nachteile
Die Nachteile sollte ich auch nicht verschweigen, denke ich. Isopropanol hat das Problem, daß er mit der Zeit Wasser zieht, was Schlieren auf dem Glas verursachen kann. Man sollte also für jede Sensorreinigung frischen Alkohol besorgen. Q-Tips sind ebenfalls nicht ideal, aber Brillenputztücher fand ich zu unhandlich. Alkohol kann unter Umständen auch die Antistatikfunktion des Sensors beeinträchtigen sowie bei häufiger Anwendung zu Schleiern führen.

Im Netz habe ich noch ein paar haarsträubend rustikale Methoden zur Reinigung gefunden, so z.B. den Tipp, mit dem Staubsauger den Staub aus der Kamera zu saugen oder mit Tesafilm den Senor zu reinigen. Ausgerechnet auch noch in der Fotocommunity als Info. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber das würde ich keinesfalls ausprobieren. Mit der Staubsaugermethode haben sich schon mehrere Leute die Kamera geschrottet und was Klebereste auf dem Sensor angeht: ich glaube, ich entferne lieber ein paar Schlieren als Klebstoff, oder? Für die nächste Reinigung habe ich mir „Sensor-Film“ besorgt und werde berichten. Hoffentlich erst in ein paar Monaten oder so.

Hinweis:
ich übernehme keinerlei Garantie für eventuelle Schäden, die auftreten könnten. Die beschriebene Methode habe ich an meiner Kamera angewendet, sie hat gut geklappt, Kratzer sind keine aufgetreten und so weiter und so fort, aber ich würde keinesfalls an eine 6.000-Euro-Kamera drangehen oder an eine, die noch Garantie hat – sollte da was passieren, ist die Garantie futsch. Geht man vorsichtig vor, kann eigentlich nicht viel passieren, aber – nun ja, ihr wißt schon, Murphy lauert überall. Es ist hier nur ein Tipp, wie man es machen kann, nicht aber, daß man es so machen muß, es gibt durchaus andere Reinigungsmöglichkeiten, die ich, da meine Kamera jetzt sauber ist, zur Zeit nicht ausprobieren kann. Logischerweise. Es gibt wahrscheinlich auch den ein oder anderen, der laut schreit und mir widerspricht. Gut so: ich lasse mich gerne noch weiter über Vor- und Nachteile belehren.

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