Donnerstag, 19. August 2010

Ausflüge: In der Wilhelma

Die Sonne sollte heute scheinen. So der Mann. Ich hingegen guckte skeptisch auf die dicken, dunkel drohenden Gewitterwolken. Naja, wenn er denn meint...ich beschließe einen Besuch. Im Zoo. Zoo geht immer mit Kindern. Der hiesige Zoo hat auch noch einen schönen Namen: Wilhelma. Ich packte das Kind und Regenzeug ein, wir stiegen in die Bahn und machten uns auf den Weg in die schöne Wilhelma, direkt neben den Mineralquellen und dem Botanischen Garten. Vom Hauptbahnhof aus fährt man ca. 10 Minuten oder eher weniger. In den Ferien und nach Wochen voller Regen in sehr vollen Zügen.

Mein Kunsthistorikerherz schlug sofort höher als ich die Anlagen gesehen habe. Gartenarchitektur ist im Studium nicht so sehr angesagt, ich weiß also kaum etwas darüber, aber die Anlage der Gärten samt Gebäuden ist wirklich eine Augenweide. Allein deshalb würde ich schon eine Jahreskarte nehmen. Und damals hat man, also mit "damals" meine ich das 19. Jahrhundert, da fing das an mit der Eisenarchitektur und den Glaskonstruktionen, noch richtig Wert auf den Eindruck eines Gesamtkunstwerkes gelegt. Ich wäre gerne durch die sattgrünen Gärten gewandelt und hätte mir auch zu gerne die Architektur angeschaut: Gewächshäuser, Bauten und Gärten im "maurischen Stil" laden ein zum träumerischen Lustwandeln. Also, um das abzukürzen: ich muß da mal hin, wenn jemand mit auf das Kind aufpassen kann, damit ich das alles in Ruhe anschauen kann.



Denn das, dieses "träumerische Lustwandeln", war nicht möglich. Das Kind ist durch die Gärten gerast. Hat sich Abhänge herunterrollen lassen, wollte in den Teich springen, um den Gärtnern, die sich um die Seerosen gekümmert haben, helfen, pflückte suspekt aussehende Früchte von den Bäumen und wollte gerne ins Wasser. "Macht ja nichts, wenn der naß wird!", sagte mir der ältere Gärtner, der bis zum Bauch im Wasser steckte. "Das ist reinstes Mineralwasser, ist gesund." Ich brauchte eine ganze Weile bis sich mir der Sinn des schwäbischen Singsangs erschloß. Man muß sich reinhören.


Nun ja, das Kind rast weiter ins Gewächshaus, an den tropischen Nutzpflanzen vorbei, rupft Blättchen von den Teesträuchern, rennt die Treppe hinter einem Riesenmonstrum von Pflanze rauf, trampelt glücklich wieder runter und interessiert sich gar nicht für meine hilflosen Bemühungen, in ihm das Interesse an Farngewächsen zu wecken. Oder das Interesse am langsamer Laufen. Es rennt hinaus, das Nachthaus ist ihm unheimlich.


Wir einigen uns auf ein Eis, wenn ich mir schon nichts anschauen darf, danach laufen wir hoch zu den normalen Zootieren. Das Kind rennt an den Vögeln vorbei, ist entzückt, als es einen Kakadu sieht, rennt weiter. Ich lenke ihn zur Treppe und ab da verlangsamte sich das Tempo zum Glück. So daß man was sehen kann. So daß Muttern, wie alle anderen Mütter auch, auch mal nörgeln kann "Jetzt komm endlich!"



So viele Tiere hat die Wilhelma nicht und auch die Gehege der Tiere sind nicht so sehr groß. Das übliche halt. Der schöne Teil befand sich vorne. Hinten? Schlafende Tiger, ka.ckende Nilpferde und Enten. Die Eisbären haben ein müdes Interesse hervorgerufen, die Nilpferde (asugerechnet!) fand er interessanter.



Bei den Enten fing auch eine Männerfreundschaft an, die sich bis zum Ausgang hinzog. Immerhin. Da stimte die Chemie zwischen dem Dreijährigen und dem Fünfjährigen. Die beiden rennen in das vorher verschmähte Nachthaus und schreien "Buh, Buhuhuuuu" um die Fledermäuse zu erschrecken. Die Mutter, mit der ich mich kurz unterhalten habe, sagte mir, daß sie immer die verständnislose Blicke der Mütter ernte, die ruhige Kinder haben. Ich weiß, warum die beiden sich so gut verstanden haben, glaube ich.

Ein rundum gelungener Tag. Kind liegt müde im Bett und Muttern geht gleich hinterher. Mit dabei war nicht die große Kamera sondern die kleine Knipse. War praktischer. Warum? Siehe oben.

Also, wenn man nach Stuttgart kommt: unbedingt besuchen, lohnt sich.

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