Diejenigen, die schon mein altes Blog ein wenig länger verfolgt haben, werden sich vielleicht daran erinnern, daß ich mich über den vielen Schimmel in dem alten Haus beklagt habe. Schimmelige Wände, die uns unter der Farbe weggefault sind, die Umzugskartons, die im Abstellzimmer verschimmelt sind und so weiter.
Was ich noch nicht berichtet habe, war, daß es hier in dem Haus genauso schlimm ist. Es war nur am Anfang nicht zu sehen, weil die Decke frisch gestrichen war. Das allein hätte mich schon mißtrauisch machen sollen. Also, das Dach ist undicht. Definitiv, denn an der Decke unseres Schlafzimmers haben sich unschöne schwarze Flecken ausgebreitet. Vorwurfsvoller O-Ton des Maklers: Also, da müssen Sie aber wirklich mal mit Schimmel-Ex ran.
Erinnert mich an die Maklerin, von der wir unser erstes Haus hatten. Die Pergola war am verrotten, der Tischler, der die Tür abgeschliffen hat, hat seinen Daumen in das Holz bohren können und am Ende des Aufenthaltes sank das Teil immer tiefer gen Boden, die tragenden Holzbalken waren zu verrottet, um das Gewicht noch länger halten zu können. Die Dame hat sich darunter gestellt, ihre Arme gehoben und kräftig daran gewackelt, um dann zu kommentieren: Ich weiß gar nicht was Sie haben, hält doch. Es knrischte dabei ominös, Holzstaub rieselte, ich hatte an dieser Stelle ein wenig Angst um das Leben der Dame. Das war dann das erste, was unsere Eigentümerin niedergerissen hat, nachdem Sie das Haus wieder bezogen hatte.
Und hier jetzt der Schimmel. Oben das undichte Dach, unten kommt Feuchtigkeit durch den Boden, der Keller wird in regelmäßigen Abständen überschwemmt. Lüften hilft da natürlich nicht. Ein wenig geschockt war ich aber doch, als mir das Ausmaß klarwurde. So sind zum Beispiel die Gästekissen geschimmelt. Natürlich habe ich die Bezüge abgezogen, die Kissen aber unten gelassen und vergessen. Nach einem Monat etwa, als ich das Schlafzimmer unten für ein paar Fotoprojekte benutzt hatte, ist mir beim Aufräumen aufgefallen, daß sich an den Stellen, an denen die Köpfe unserer Gäste geruht haben, schwarze Flecken gebildet hatten. Schimmel auf vollsythetischen Kissen, das muß man sich mal vorstellen! Die lagen jetzt keineswegs luftabgeschlossen herum, sondern offen auf dem Gästebett.
Weiter geht es. Schimmel im Küchenschrank. Irgendwann fing es an, penetrant zu riechen, wenn ich den Schrank aufgemacht habe. Dort habe ich unsere Geräte wie Chopper und Mixer verstaut. Ich habe da letzte Woche mal gründlich aufgeräumt, gewischt, mit Essig durchgewischt und den Schrank aufgegeben. Die Regalbretter sind an den Rückseiten angeschimmelt, wobei das Zeug in die Tiefen der Preßspanplatten gewuchert ist. Am Gummigriff meines Ersatzstabmixers hat sich eine Schimmelschicht niedergelassen. AAAAHHHH! Der Gestank ist geblieben, die Geräte sind jetzt in einem anderen Schrank.
Ein anderes Debakel ist die Wäsche. Die müffelt permanent. Ich lasse schon unsere Kleiderschränke auf, aber den Muff kriege ich nicht mehr raus. Sobald die Wäsche gewaschen und getrocknet ist und ein paar Stunden im Schrank liegt, fängt es wieder an zu müffeln. Es ist in der Wäsche. Katastrophe. Zum Glück nicht überall.
Mein Koffer ist angeschimmelt. Der, den ich in dem Abstellraum abgestellt habe. Innen müffelt er inzwischen genauso süß nach Muff wie unsere Wäsche, sogar noch stärker. Außen grünlich schimmernd.
Also, es gibt gute Gründe, warum ich froh bin, endlich bald hier raus zu sein. Das Problem ist, daß alle Häuser so nachlässig gebaut sind, daß sich Feuchtigkeit darin bildet. In Perth fiel es nicht so extrem auf, weil es insgesamt trockener war. Hier in Sydney ist die Luftfeuchtigkeit relativ hoch und da hat man natürlich ein größeres Problem damit. Wir sind außerdem nicht allen, Bekannte von uns haben beim Auszug locker 18 Paar Schuhe wegwerfen müssen - Schimmel, der sich in den Baumwollschuhtaschen gebildet hat! Anderen Freunden von uns geht es ähnlich, da wurde erst letztens endlich, nach Jahren, das Dach repariert.
Interessant finde ich dabei, daß das hier nicht mal als echtes Gesundheitsrisiko erkannt wird. Ich meine, da regt man sich wegen Passivrauchens auf, wenn man mal draußen an einem Raucher vorbeikommt - ehrlich, ich bin nicht betroffen, daher weiß ich nicht, ob das Gesetz, das Rauchen draußen in Restaurants zu verbieten, schon durch ist. Man regt sich also auf, wenn man mal zwei, drei Minuten dem Rauch anderer Leute ausgesetzt ist, aber Schimmel ist okay. Letztlich habe ich das noch in einer Dolu gesehen. Da haben Leute irgendein Haus nach Schadstoffen durchkämmt. Die Bewohnerin hat sich Sorgen wegen Erdstrahlen gemacht. Aber die Nachricht, daß ihr kompletter Unterboden durchgeschimmelt ist, hat bei ihr Schulterzucken ausgelöst - "Wie, das ist schädlich?"
Asthmaraten sind steigend - man könnte nun durchaus richtig einwenden, daß die Häuser früher auch nicht besser gebaut waren, aaaber, hier das große aaaaber: Die Leute haben sich früher auch viel mehr im Freien aufgehalten. Man höre mal die Erzählungen der älteren Leute, die sich versonnen daran erinnern, daß sie damals, als sie noch klein waren, kaum jemals im Haus waren. Und heute? Heute sieht man keinen mehr draußen. Über das tote Suburbia hier habe ich ja schon mal geschrieben, oder?
Jedenfalls mache ich mir Sorgen um Ben, der wieder angefangen hat, zu husten, seit es wieder kälter geworden ist. Kann sein, hoffentlich, daß sich eine Mini-Erkältung festgesetzt hat, ich hatte in den letzten Tagen ebenfalls einen kratzigen Hals.
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